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Buseck (rüg/bf). Fehlte es schlicht und einfach am guten Willen, oder worum ging es eigentlich, als es die stellvertretende Ortsbeiratsvorsitzende und Sitzungsleiterin Kornelia Steller-Nass gegenüber dem Carnevalverein strikt ablehnte, die Ortsbeiratssitzung mit nur acht Anwesenden in einen anderen Raum der Brandsburg zu verlegen?
Einlass in den großen Saal begehrten zu den üblichen Trainingszeiten nämlich auch die Garde und Midi-Garde des Carnevalvereins Alten-Buseck. Die über 30 Jugendlichen und Frauen mussten mit dem oberen Saal vorlieb nehmen.
Ein Unding sei dies, äußerte sich der Vorsitzende des CVA, Herbert Burbach, sehr verärgert. »Damit hat Kornelia Steller-Nass in selbstherrlicher Art und Weise den Begriff ›Bürgernähe» ganz neu definiert. Hier wurde die Jugendarbeit, die der Verein mit hohem Engagement durchführt, von einer Politikerin ignoriert«, konstatierte Burbach.
Der Saal im Erdgeschoss ist nicht nur aufgrund der Größe und Höhe für das Training besser geeignet, sondern auch wegen des Schwingbodens. Für die Garden stand wegen der Auftritte am Wochenende und der bevorstehenden Prunksitzung des CVA am kommenden Samstag ein wichtiges Training an. Der Ortsbeirat tagte im großen Saal mit nur acht Personen. Das traf auf wenig Verständnis. »Musste das sein«, fragt der CVA.
Sitzungsraum im Obergeschoss frei
Der Sitzungsraum im Obergeschoss, den sich Ortsbeirat und CVA teilen, war frei und hätte problemlos genutzt werden können. Allerdings: Er ist nicht barrierefrei, ein Lift fehlt nach wie vor in der Brandsburg, der es behinderten und weniger mobilen Menschen ermöglicht, problemfrei dorthin zu kommen.
Jedoch gab es im aktuellen Fall keine Zuhörer, der Ortsbeirat behandelte die Tagesordnung mit dem einzigen inhaltlichen Punkt »Nachrüstung von Wartehallen/Wetterschutz für Busecker Bushaltestellen« ohne Öffentlichkeit. Und auch nicht vollständig, denn ein Ortsbeiratsmitglied verließ, verärgert über das Verhalten der Sitzungsleiterin, die Veranstaltung, wie zu erfahren war.
In die Einrichtung dieses Raumes im Obergeschoss hatte der CVA neben Sachspenden über 1500 Euro investiert. Der Raum steht dem Ortsbeirat jederzeit kostenlos für Sitzungen zur Verfügung. Der Carnevalverein Alten-Buseck trainiert beitragsfrei mehr als 90 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 16 Jahren ganzjährig ohne jegliche Zuschüsse von der Gemeinde.
Des Weiteren übernimmt der Verein oft federführend die Gestaltung des Seniorennachmittags der Gemeinde und ist bei der Benefizveranstaltung »Advent an der Brandsburg« mit vielen helfenden Händen tätig. »Bei diesen Veranstaltungen sind auch immer die Jugendlichen tatkräftig bei der Sache, die einfach aus Willkür am Training gehindert wurden. Wie können wir nach diesem Vorfall diese jungen Menschen zukünftig für solch wichtige soziale Einsätze begeistern?« fragt Burbach.
Ganz frei von Schuld will sich der CVA-Vorsitzende aber auch nicht sprechen. Man habe schon seit Jahren diesen Trainingstermin gehabt, bei der Gemeinde sei das aber für dieses Jahr nicht registriert gewesen. Daher die Vergabe an den Ortsbeirat. »Wir wären die letzten gewesen, die auf die Nutzung bestanden hätten, wenn ein behinderter Zuhörer zur Sitzung gekommen wäre, aber das war nicht der Fall«, meinte Burbach im Gespräch mit dieser Zeitung.
Auch Kornelia Steller-Nass hat sich in den vergangenen Tagen noch einmal Gedanken über den Vorfall gemacht und will das Gespräch mit dem Carnevalverein suchen, »damit wir das wieder ins Lot kriegen«. Entweder sei es eine Doppelbelegung gewesen oder der Carnevalverein habe den Termin nicht geblockt. Eine diesbezügliche schriftliche Anfrage zwecks Klarstellung durch die Gemeinde sei aber bislang von dieser nicht beantwortet worden, kritisierte sie. »Aber sicher hätte man sich auch einigen können«, räumte sie ein.
Große Prunksitzung am Samstag
»Ganz unbenommen engagiert sich Frau Kornelia Steller-Nass mit voller Kraft für wichtige soziale Projekte und ist in der Gemeindepolitik aktiv. Hierfür ziehe ich den Hut vor ihr. Sie sollte jedoch bei all dem einmal darüber nachdenken, wie sie mit den vielen ehrenamtlichen Menschen in den Vereinen vernünftiger umgeht, um Eskalationen wie an dem vergangenen Mittwoch zukünftig zu vermeiden. Denn auch diese Menschen investieren einen Großteil ihrer Freizeit in die Vereinsarbeit mit viel Engagement für ein soziales Miteinander«, so Burbach weiter.
Jetzt will sich der CVA aber erstmal auf seine große Prunksitzung, in der die Tanzgruppen sicher wieder Glanzlichter setzten werden. Sie beginnt am Samstag, 7. Februar, um 19.31 Uhr (Einlass: 18.31 Uhr) in der Harbig-Halle.
Quelle: Gießener Allgemeine (05.02.2015)